Ratgeber Sticken
Die Do It Yourself Welle schwappt derzeit über Deutschland hinweg. In verschiedenen Blogs, Foren und Magazinen werden unendlich viele Techniken aus Handwerk und Kunsthandwerk präsentiert. Ob Textilien, Hölzer, Farben oder Steingut, vor begeisterten Selbermachern ist nichts mehr sicher. Oftmals kristallisiert sich schnell ein Material-Favorit heraus, der anschließend zunehmend professioneller bearbeitet werden kann.
Haben Sie für sich das „textile Gestalten“ (wieder-)entdeckt, sind Sie nicht alleine: Vor allem viele Frauen üben sich in ihrer Freizeit in der Textilverarbeitung. Das Sticken kann hier einen wunderbar kreativen Einstieg bedeuten. In diesem Bereich lassen sich viele Techniken erlernen, die man in verschiedenen Bereichen einsetzen kann. Mit nur geringem Kostenaufwand können Sie sich der Vielfalt der Textilverarbeitung annähern und sich von Farben und Formen inspirieren lassen. Seien Sie kreativ und lernen Sie mit Nadel und Faden zu „malen“.
Den richtigen Einstieg finden
Aller Anfang ist schwer: Dieser Spruch bestätigt sich auch im Hobbybereich allzu häufig. Sollten Sie noch niemals zuvor mit Nadel und Faden gearbeitet haben, empfiehlt es sich auf sogenannten Stickkartons zu üben. Die Kartonage gibt genügend Festigkeit und kommt dadurch ohne weiteres Zubehör wie einen Stickrahmen aus. Diese Stickkartons werden in verschiedenen Ausführungen angeboten. Eine Möglichkeit besteht darin, auf bedruckte Modelle zurückzugreifen, in denen bereits vorgestanzte Löcher vorhanden sind. Durch diese Löcher lässt sich die Nadel ohne Kraftaufwand hindurchführen, wodurch sich die für das Sticken notwendige Feinmotorik ohne zusätzliche Muskelkraft üben lässt. Je nach Modell wird die Kartonage nur partial bestickt, so dass der Faden ein optisches Highlight auf dem Karton darstellt. Möchten Sie Ihre eigenen Ideen umsetzen, können Sie auch auf nicht bedruckte Blätter zurückgreifen. Hier bleibt es Ihre Entscheidung, ob Sie nur teilweise sticken möchten oder der Karton völlig mit Fadenwerk bedeckt werden soll.
Das nötige Stickzubehör
Welches Stickzubehör Sie sich kaufen müssen, hängt ganz davon ab, wie tief Sie in die Materie Sticken einsteigen möchten. Ganz gleich, auf welcher Unterlage Sie arbeiten möchten – zur Grundausstattung jedes Stickkörbchens gehören Nadel und Faden. Sticknadeln sind keine gewöhnlichen Nadeln wie Sie sie vielleicht vom Nähen kennen. Eine Sticknadel weißt keine Spitze auf und hat ein größeres Nadelöhr als gewöhnliche Nadeln. Dieses vergrößerte Nadelöhr dient dazu, das aus mehreren Einzelfäden bestehende Stickgarn optimal einfädeln zu können.
Zu Beginn reicht es aus, sich zwei oder drei Sticknadeln in verschiedenen Größen zu kaufen. Die Sticksachen von Fortgeschrittenen enthalten auch spitze Sticknadeln, die für dichteres Gewebe geeignet sind. Die Nadeln werden häufig als Set angeboten, die dadurch kostengünstiger sind als Einzelnadeln. Ganz zu Anfang ist es nicht unbedingt nötig, sich spezielles Stickgarn zu kaufen. Für die ersten Fingerübungen im Sticken reicht es völlig aus, Wollreste oder andere Garne aus mehreren Fäden zu verwenden. Möchten Sie im Verlauf Ihrer Stickkarriere verschiedene Stickstiche erlernen, empfiehlt es sich, auf spezielles Stickgarn zurückzugreifen.
Für Anfänger geeignet: Mit dem Kreuzstich sticken
Der Kreuzstich ist der klassische und zugleich bekannteste Stickstich. Um diesen Stich entstehen zu lassen, lassen Sie mit dem Faden in einem quadratischen Feld zwei diagonale Linien kreuzen. Um diesen Stich formschön gestalten zu können, sollten Sie als Stickunterlage eine Zählvorlage verwenden. Diese Unterlage ist ein geradlinig grobmaschiger Stoff, dessen Webart kleine Kästchen entstehen lässt. Die einzelnen Fäden der Zählvorlage dienen dazu, den Stoff in einzelne Reihen und Spalten unterteilen zu können. Spezielle Kreuzstichvorlagen mit unterschiedlichsten Motiven können somit als Vorlage dienen, die Sie nachsticken können. In diesen Vorlagen sind die Kreuzstiche in das Motiv gedruckt und Sie können genau nachzählen, wie viele Kreuzstiche Sie in einer Farbe setzen müssen, um das Motiv auf Ihrer Vorlage zu sticken.
Die Technik des Kreuzstiches können Sie sehr schnell und einfach erlernen und bereits nach kurzer Zeit tolle Ergebnisse erzielen. Vor allem das Sticken von Kissen oder Bildern ist dadurch möglich. Möchten Sie Ihre eigenen Motiv-Ideen kreativ mit dem Kreuzstich umsetzen, gibt es die Möglichkeit, mit Stick Software zu arbeiten. Diese Software verarbeitet am Computer erstellte oder eingescannte Motive in Kreuzstichvorlagen. Dazu legt die Software die Kreuzstiche über das Motiv und erstellt dadurch eine genaue Vorlage von der Sie abzählen können.
Freisticken: Malen mit Nadel und Faden
Möchten Sie sich nicht nur auf den Kreuzstich besinnen, sondern auch andere Stiche verwenden, bietet es sich an, die unterschiedlichen Stiche in Büchern zu studieren. Hier werden verschiedenste Stiche vorgestellt mit denen Sie täuschend echt aussehende Motive und ganze Stickbilder sticken können. Die einzelnen Stiche können miteinander kombiniert werden und anders als der eher starre Kreuzstich, auf allen möglichen Stoffarten umgesetzt werden. Ganz gleich ob Sie Ihre Kleidung aufpeppen möchten, ein kleines Loch oder eine Fleck formschön überdecken wollen, oder Ihre Wohntextilien verschönern möchten – Freisticken gibt Ihnen genau diese Möglichkeit. Sie können beispielsweise Vorhänge oder Tischdecken mit kleinen Motiven verschönern. Eine sehr klassische Art der Freistickerei ist das Initialen-Sticken. Zumeist findet man diese Technik auf Wäschestücken der Großeltern, die damit klassisch weißen
Bett- oder Badtextilien ihren eigenen Charme verliehen haben. Diese Monogrammstickerei wirkt sehr edel, wenn mehrere Stiche übereinander gelegt werden und dadurch eine Erhöhung entsteht.
Die Ausstattung für Fortgeschrittene
Sind Sie begeistert von der Stickerei und möchten Ihr Hobby professioneller gestalten, kommen Sie nicht umhin, eine gute Ausstattung anzuschaffen. Während Sie für kleinere Motive mit runden Stickrahmen auskommen können, brauchen Sie für größere Projekte einen freistehenden Stickrahmen. Im Allgemeinen empfiehlt es sich, einen Ständer für Ihren Stickrahmen zu kaufen, an dem der Rahmen befestigt werden kann. Dies schont die Handgelenke, was vor allem bei längerem Arbeiten von Vorteil ist. Zudem sollten Sie darauf achten, ausschließlich bei sehr guten Lichtverhältnissen zu arbeiten, um Ihre Augen nicht unnötig anstrengen zu müssen. Ebenfalls den Augen dienlich ist eine freistehende große Lupe, die während der Arbeit genutzt wird. Vor allem bei größeren Projekten, die es erfordern, viele Stunden an der Stickarbeit zu sitzen, ist eine gute Lupe eine hilfreiche Entlastung.
Gobelin – Die hohe Kunst des Stickens
Sind Sie bereits geübt im Sticken, kann die Gobelinstickerei eine neue Herausforderung für Sie darstellen. Diese Art des Stickens imitiert die Bildwirkerei, bei der bereits beim Weben des Stoffes die Motive eingearbeitet werden. Als Grundlage für Gobelin sollten Sie Stramin, ein spezielles Stickgewebe und Fäden aus Schurwolle verwenden. Im Verlauf der Stickarbeit wird das ganze Gewebe mit halben Kreuzstichen überdeckt. Dabei werden nacheinander diagonale Stiche gesetzt, die sehr eng aneinandergereiht ein dichtes Muster ergeben. Die Kunst beim Gobelinsticken ist die Genauigkeit die Sie an den Tag legen müssen, um ein schönes gleichmäßiges Muster zu erhalten.
Sticken mit der Nähmaschine
Möchten Sie ohne großen Aufwand schnelle Ergebnisse erzielen, kann Maschinensticken die richtige Wahl für Sie sein. Hier muss kaum noch selbst Hand angelegt werden und es können auch großflächige Motive in kurzer Zeit entstehen. Moderne softwaregestützte Nähmaschinen verfügen über spezielle Stickprogramme, die entsprechend programmiert werden können. Dazu können Sie ihre Motive wahlweise selbst am Computer erstellen oder fertige Bilder erwerben. Anschließend wird die Datei an die Nähmaschine gesendet, die diese automatisch verarbeiten kann. Einzig der Stoff muss noch per Hand in einen Stickrahmen gespannt und an der Nähmaschine befestigt werden.
Möchten Sie die Technik des Stickens von der Pieke auf erlernen, sollten Sie mit etwas Grundausstattung und dem einfachen Kreuzstich beginnen. Sind Ihre Hände anschließend geübt im Umgang mit Nadel und Faden, können Sie sich an das Freisticken oder spezielle Techniken wie das Gobelinsticken wagen. Für alle, die nicht gerne selbst Stunden an einem Stickrahmen sitzen möchten, sondern farbenreiche Motive und schnelle Ergebnisse erzielen wollen, empfiehlt sich das Sticken mit Hilfe der Nähmaschine. Auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht so scheint, bietet das Sticken doch eine große Bandbreite an Möglichkeiten, bei der jeder seinen Vorlieben nachgehen kann.

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