Das "Chance"-EdP in einer Light-Version!
Variante: 150 ml
„Chance“ sah man im Hause Chanel als Chance, auch die jüngere Generation von sich als Duftmarke zu überzeugen, wurden Chanel-Wässerchen doch vielfach als Edelduft für die reiferen Damen aus der Oberschicht angesehen: Allerdings ist auch „Chance“ von einer klassischen Eleganz, was vermutlich der Hauptgrund dafür ist, dass „Chance“ nicht zu einem der gehypten und vor Allem bei unter 30Jährigen sehr beliebten Bestseller wurde, wie es beispielsweise der Nobelmarke Dior mit diversen ihrer Parfüms doch gelungen ist.
Das EdP „Chance“ wurde mir dereinst von einer Geschäftspartnerin überlassen, die es selbst geschenkt bekommen hatte und sich mit dem Duft aber nicht anfreunden konnte. Sie bezeichnete es als „versteckt eben doch trutschig“ und „zu altbacken gewollt seriös“ als dass sie es an sich selbst riechen mochte. Zugegeben, auch ich habe es mit Mitte 20 weder zum Ausgehen noch überhaupt im Privatleben getragen; im geschäftlichen Bereich hingegen mochte ich es immer sehr. Für mich strahlt „Chance“ auch heute noch eine klare Zielstrebigkeit und Ernsthaftigkeit aus, aber inzwischen mag ich eine deutlich wahrnehmbare Moschus-Basisnote, vermischt mit dem intensiven Geruch von blühendem Jasmin, nicht mehr ganz so gerne und das Eau de Parfum zeichnet sich für mein Empfinden durch eine solche aus, auf der ein Duft von Wasserpflanzen und blau blühenden Frühlingsblumen schwebt.
Per Zufall erfuhr ich, dass „Chance“ in der Eau de Toilette-Ausgabe vom Duft her leichter sein sollte: Bereits die blassere Farbe der Flüssigkeit suggeriert auch etwas mehr Schwäche, das stärker konzentrierter Parfum ist von der Farbgebung her gelbgoldener. Tatsächlich ist das EdT vom Duft her schwächer als das EdP, was nicht bedeutet, dass die Duftzusammensetzung weniger gelungen wäre oder dass sich der Duft weniger lange auf der Haut hält. Verglichen mit dem Eau de Parfum ist das Eau de Toilette einfach luftiger und die blumig-intensive Jasmin-Moschus-Basis bleibt aus, was dem Duft die süßliche Schwere in dieser Intensität nimmt. Eine Jasminnote ist zwar auch hier klar identifizierbar, aber der Moschus scheint ein wenig Patchouli gewichen zu sein, was bedeutet, „Chance“ ist, in dieser oder jener Form, zart orientalisch angehaucht, riecht aber ohnehin nicht wie ein Gewürzbasar. Das EdP ist eher mit dem Geruch eines luxuriösen Spa zu verglichen, das Eau de Toilette riecht hingegen, ohne jedoch echtes Raucharoma zu verströmen, wie ein kürzlich abgebranntes Räucherstäbchen, dessen feiner Geruch kurz davor steht, sich zu verflüchtigen.
Dabei haftet der Geruch des EdT der Haut kaum kürzer an als der Duft des EdP; letzteres setzt sich allerdings auch sehr schnell in der Kleidung fest, so dass eine heute zum EdP getragene Bluse auch übermorgen noch deutlich nach „Chance“ riechen würde. Das Eau de Toilette wäre hingegen schon am nächsten Morgen nur noch ganz leicht zu erschnuppern. Das Eau de Parfum verhindert aber durch die direkte Intensität ein Überdosieren, während man beim Eau de Toilette da schon etwas mehr Obacht geben muss: Das Bukett entwickelt sich hier gemächlicher, bis es in der vollen Blüte steht. Trägt man hektisch zu früh nach, wirkt „Chance“ als Eau de Toilette, wie übrigens auch als EdP, schnell extrem stechend zitrisch.
Insgesamt wirkt „Chance“ auch als Eau de Toilette sehr edel und eher businessmäßig, aber derzeit würde mir das Luftigere dieser Version eher zusagen. Für das Büro sehe ich „Chance“ in jedem Fall als tollen Duft an und ob man zu diesem Eau de Toilette oder doch zur EdP-Variante greift, sollte man definitiv davon abhängig machen, ob man eben den wärmeren oder doch den frischeren Geruch vorzieht. Weiterhin spricht für das Eau de Toilette lediglich der klare Preisvorteil gegenüber dem EdP, aber ich denke nicht, dass man, wenn man den intensiven Moschusduft generell vorzieht, rein aus Preisgründen zum EdT greifen, und sich damit vermutlich recht unglücklich machen, sollte.