“Coco” von Chanel ist mein “bösester” Erwachsenenduft: Eingeläutet wird er von würzig-ledrigen Gewürznoten, begleitet von einem minimalen Hauch von frischgeriebener Orangenschale. Darauf folgt, ebenfalls eher würzig und dunkel anmutend, ein warmer Duft nach blutroten Rosen, die mit Vanille-Zimt-Zucker bestreut und in einen Rahmen aus grünen Blättern gesteckt wurden. Was sinnlich klingt, riecht tatsächlich weniger verführerisch als weiblich dominant. Ich empfinde dies als ziemlich herrschsüchtigen Duft und nutze ihn vorzugsweise auf Geschäftsterminen, weil der Duft meines Erachtens klar signalisiert, dass ich mir nicht die Butter vom Brot nehmen lasse, egal, wie zierlich ich bin oder wie nett ich wirke.
Mit diesem Duft auf der Haut erlaube ich mir schnell ein deutlich strengeres Auftreten und es mag Einbildung sein, aber ich meine, dass Geschäftspartner und Kunden mir definitiv anders begegnen, bin ich mit „Coco“ beduftet als wenn ich einen weicheren Frauenduft verströme.
Das heißt nun nicht, dass „Coco“ hart wäre, aber ich erlebe den Duft doch als deutlich kantiger; diese grobe Ungeschliffenheit entfaltet sich noch mehr, hat man vor dem Einparfümieren mit einem intensiv-würzig duftenden Männer-Duschgel geduscht, dessen anhaltender Duft „Coco“ eine passende Basis bietet. (Das „Orange Men“-Duschgel von Hugo Boss empfinde ich hier übrigens als fantastische Addition!)
„Coco“ ist für mich ein Duft für die Geschäftsfrau ab Mitte 20, spiegelt er doch eine gewisse Reife und Erfahrenheit wider, die man meiner Meinung nach auch erreicht haben sollte, führt man diesen Duft auf der Haut spazieren.
Übertreiben sollte man es natürlich auch nicht: Ein kleiner Spritzer auf der Haut sorgt für eine eintägige Beduftung der Haut. Erwischt man zu viel oder sprüht regelmäßig nach, wird da Dufterlebnis doch schnell überbordend und man riecht wie eine pelztragende Matrone mit ondulierten Haaren, die falsche Luftküsse verteilt, und deren Odeur sich auch dann noch im Raum breit macht, nachdem sie längst gegangen ist und alle Anderen erleichtert zurückgelassen hat.
Generell ist „Coco“ aufgrund der langen Haltbarkeit aber sehr ergiebig und zudem ist dies eben auch nicht unbedingt ein Parfum, welches ich für Freizeit oder allgemein im Alltag als sonderlich geeignet ansehe. Daher hält eine kleine Menge „Coco“ bei mir schon für eine sehr lange Zeit.
Ich empfehle übrigens unbedingt, „Coco“ tatsächlich als EdP und nicht als Eau de toilette zu erwerben, denn als EdT empfinde ich den Duft als deutlich leichter und harmloser, wie eine verwässerte Kopie des Eau de Parfum.